15.12.2010

Fluchtbilder: Trabant am Strand

Was für ein Foto! Da haben die Genossen von der Grenzbrigade Küste wohl ziemlich sparsam geguckt, als sie eines schönen DDR-Morgens im ersten Sonnenlicht den verlassenen Trabbi inklusive Bootsanhänger am Strand erblickten.

Flucht über die Seegrenze - zurückgelassener Trabant am Ostseestrand. Die Ausstellung "Stasi im Ostseeraum" läuft noch bis zum 30. Dezember. Bild-Nachweis: BStU, MfS, BV Rostock, Abt. IX, Nr. 200 (Quelle: BStU)


Die Aufnahme der Grenzschützer jedenfalls darf man als gelungen bezeichnen. Ob das auch für den Fluchtversuch galt, ist (wie so oft)  nicht übermittelt. Ebenso wenig wie Angaben zum eigentlichen Fluchtmittel: war es ein Segel-, Paddel- oder gar ein selbstgebasteltes U-Boot...?

Noch bis zum 30. Dezember 2010 läuft in Rostock die BStU-Ausstellung "Stasi im Ostseeraum" ...



Die Ausstellung umfasst dreizehn Schautafeln und eine Ausstellungssäule. Gezeigt wird weiterhin ein originales Schlauchboot, das zur Flucht über die Ostsee benutzt wurde sowie eine Vitrine mit Minikamera, Abhörtechnik und Geruchsprobe. 
Ort der Ausstellung ist das Dokumentations- und Gedenkstätte der BStU in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Stasi, Öffnungszeiten DI-FR 9-17 Uhr, SA 10-17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Eine weitere aufschlussreiche Dokumentation zum selben Thema hat der Schweriner Verein "Über die Ostsee in die Freiheit" e.V. auf seiner Internetseite www.ostseefluchten.de zusammengestellt... 
So wurden nach Recherchen des Vereins zwischen 1961 und 1989 insgesamt etwa 6892 "Fluchtbewegungen über die Grenze Nord" ermittelt bzw. aufgezeichnet. Dabei stehen 913 erfolgreichen Fluchten über die Seegrenze der DDR auch mindestens 174 Todesopfer gegenüber. Die wahre Zahl der Gescheiterten liegt vermutlich höher. Das Meer kennt keine Zeugen.

Fast 7.000 registrierte "Fluchtbewegungen über die Grenze Nord": Selbstgebauter Schwimmkörper für eine geplante Ostseeflucht. Bild-Nachweis: BStU, MfS, BV Rostock, Abt. IX, Nr. 200 (Quelle: BStU)



Über 4500 Menschen blieben in dem Netz hängen, das der Staatssicherheitsdienst der DDR, die Grenztruppen und andere militärische Einheiten eng geknüpft hatten. Die meisten Ostseeflüchtlinge wurden jedoch schon während der Vorbereitungen am Heimatort oder während der Anreise zur Küste festgenommen. Sie büßten für ihren Freiheitswillen für Monate oder gar Jahre in einem der Gefängnisse zwischen Rostock und Bautzen. 

Der Verein "Über die Ostsee in die Freiheit" e.V.  präsentiert seine Ergebnisse ebenfalls in einer Ausstellung,  die derzeit im Rahmen der Phänomenta im Nordsee Science Center in Bremerhaven zu sehen ist. Diese Sonderausstellung anlässlich des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit trägt den Namen "Über die Ostsee in die Freiheit - Fluchten aus der DDR - Schicksale, Hintergründe, Fluchtmittel" und wurde aufgrund des großen Interesses verlängert bis Ende Februar 2011. 


Quellen:

http://www.bstu.bund.de
http://www.ostseefluchten.de
http://www.phaenomenta-bremerhaven.de

1 Kommentar:

  1. Ich glaube, ich sollte mir diese Ausstellung auch umbedingt ansehen. Unglaublich wie kreativ die Leute doch gewesen sind und noch viel unglaublicher ist, warum sie überhaupt soviel Kreativität entwickeln mussten.

    AntwortenLöschen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...